167 Wochen, oder 38½ Monate, oder knapp 3¼ Jahre lebe ich nun allein, da meine liebe Frau mit 63 Jahren heimgerufen wurde.
Was für eine lange Zeit. Und doch fühlt sie sich so kurz an. Und in 2 Jahren bin vielleicht 70, wenn ich es denn erlebe.
Heute eine kleine Zwischenbilanz, die vielleicht negativer ausfällt als sie sollte, da ich momentan in einem Trauertal und einer gewissen Lebensstagnation feststecke.
Falls das hier jemand liest, der auch einen lieben Menschen verloren hat, könnte das manchem auch Angst bereiten; aber bitte immer dran denken: mein Schicksal ist nicht Ihr Schicksal, lieber Leser oder liebe Leserin.
Warum wieder ein Trauertal? Nach so langer Zeit?
Da genügt nicht viel: eine harmlose Erkrankung, die nicht weichen will – dann starb die Katze meiner Tochter vor ein paar Tagen – und selbst das schöne Wetter ohne einen geliebten Partner an all den Feier- und Brückentagen – all das treibt mich momentan in die Traurigkeit, in ein Trauertal.
Wenn alles früher besser war und heute schlechter, dann kommen die gefährlichen negativen Bewertungen im Kopf, selbst wenn es früher gar nicht alles wirklich besser war. Und aus den negativen Bewertungen kommen negative Gefühle, und die böse Spirale beginnt. Theoretisch ist es völlig klar, wie ungut so etwas ist. Und doch passiert es: ich bin traurig, unzufrieden, allein, fühle mich auf einem Trauer-Abstellgleis.
Stagnation macht sich breit, besonders auch deswegen, weil die Zeit rennt: gestern war noch Weihnachten, heute morgen ist Ostern vorbeigeflogen. Morgen ein wenig Sommer und Herbst, und übermorgen ist schon wieder Weihnachten. Jede Woche ist stramm durchorganisiert, und jede ist so langweilig wie die letzte.
Veränderungen wären wünschenswert, sind aber anstrengend. Manchmal habe ich einfach keine Kraft. Und keine Motivation. Dann überlege ich: was bringen mir solche Veränderungen? Die Antwort ist meist: Nichts, nur Mühe ohne Sinn. Dann kann ich es auch lassen.
Zum Beispiel: Verreisen. Warum soll ich noch groß verreisen, wenn man die Erlebnisse nur noch mit sich selbst teilen kann? Kein Partner da, mit dem man einen Sonnenuntergang oder einen Museumsbesuch teilen könnte. Allein ist es sinnlos, zumindest für mich.
Mir wird oft empfohlen, mich mit anderen Menschen zu verbinden, was immer das auch heißen mag. Aber das ist schwierig. Schwierig deshalb, weil ich mit der überwiegenden Mehrheit der „Anderen“ nichts anfangen kann und diese nichts mit mir. Zu speziell die Hobbies, zu speziell die Launen und Lebenserfahrungen. Auch fühle ich mich erheblich jünger als ich bin, eher Anfang 50 und nicht Ende 60. Aber für Leute Anfang 50 bin bzw. wirke ich zu alt.
Jemand schrieb folgendes – und dem kann ich voll zustimmen:
Warum ich lieber alleine bin …
Das Problem bin nicht ich.
Das Problem sind auch nicht die Anderen.
Das Problem ist die Differenz zwischen mir und den Anderen.
Eine einfache Lösung gibt es dafür nicht. Also warte ich auf den Zufall. Viel Zeit habe ich nicht, und die Wahrscheinlichkeit für eine Lebenswendung ist sehr gering.
Ich habe den schönen Teil meines Lebens bereits gelebt. Dafür bin ich besonders meiner verstorbenen Frau sehr dankbar.
Jetzt heißt es jeden Tag: „Weitermachen!“ und das Beste aus der Restlaufzeit machen. Das Leben – besonders das im Alter – ist nichts für Feiglinge.